Die Besucher des Amphi Festivals, ss in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem neuen Gelände rund um die Lanxess Arena in Köln stattfand, erlebten zwei völlig unterschiedliche Festivaltage.
Bereits am Freitag begann für gut 1000 Besucher das Amphi Festival 2015 mit dem Eröffnungsevent „Call the to Port 2015“ auf der MS RheinEnergie. Diese kleine Schiffstour mit Konzerten hat sich mittlerweile als angenehmer, entspannter Festivalauftakt etabliert, der die Besucher behutsam auf die kommenden Tage vorbereitet. Es ist einfach schön, das Rheinufer vorbeiziehen zu lassen und den Konzerten zu lauschen. Zu hören gab es guten Synthie-Pop mit !Distain, Agonoize Remixe mit ezionogA und ein Retro-Set von And One. Am späteren Abend zuckten dann Blitze über den Kölner Himmel und es fing an zu regnen, so dass sich die meisten Besucher in das Innere des Schiffs begaben. Das Wetter beim Eröffnungsevent war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was auf die Besucher und den Veranstalter am Samstag noch zukommen sollte. Denn dieser hatte es dann in sich.
Am Samstag wurde man aus den Außen-Lautsprechern der Lanxess Arena begrüsst und gebeten ins Gebäude zu gehen, da es eine Unwetterwarnung für NRW gäbe. Das Land NRW hat für den Samstag sämtliche Open-Air Veranstaltungen untersagt. Während viele Veranstaltungen komplett abgesagt werden mussten (eine Liste findet sich hier) konnte beim Amphi Festival, dank der geschlossenen Arena, wenigstens ein Teil des Programms stattfinden.
So gab es gleich zu Beginn des Samstags Programmverschiebungen, die leider schlecht bis gar nicht kommuniziert wurden. Centhron, die eigentlich mittags auf der Green Stage hätten spielen sollen, verlegten beispielsweise ihren Auftritt vor und eröffneten das Festival auf der Arena Stage. Das Problem an der Sache war nur, dass die Fans davon nichts mitbekamen und viele von ihnen somit den Auftritt verpassten. So kurzfristig die Entscheidung höchstwahrscheinlich auch gefallen ist, es hätte noch Zeit sein müssen, diese über die üblichen Kanäle bekannt zu geben. Der Post auf Facebook mit der Programmverschiebung und der Meldung, dass Open-Air nichts stattfinden darf, wurde um 10:32 Uhr veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt standen Centhron bereits auf der Bühne. Darauf folgte natürlich viel Kritik, die zum Teil berechtigt, zum Teil aber auch nicht besonders sachlich war.
“Die Unwetterwarnung war seit Tagen bekannt” Stimmt, eine Unwettervorwarnstufe bestand für NRW bereits seit Donnerstag, aber aufgrund einer Vorwarnstufe werden keine Veranstaltungen abgesagt. Eine richtige Unwetterwarnung kommt in der Regel erst mit wenigen Stunden Vorlaufzeit. Daraufhin setzen sich Stadt, Land und Ordnungsämter zusammen um zu beraten und eine Entscheidung zu treffen. Die Unwetterwarnung vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bestand allerdings auch bis mindestens 18 Uhr, so dass absehbar war, dass am Samstag nichts mehr draußen statfinden konnte. Die Hoffnung stirbt jedoch bekanntlich zuletzt, auch wenn sie unrealistisch war.
“Ich will zurück zum Tanzbrunnen” Warum diese Forderung, auch im Zusammenhang mit dem diesjährigen Wetter, immer wieder kam, erschließt sich nicht. Das Staatenhaus steht nicht mehr zu Verfügung und auf der Main Stage muss um 22 Uhr Schluss sein. Was wäre also besser gewesen? Zumal die Veranstaltung am Tanzbrunnen wegen dem Wetter sowieso ganz abgesagt worden wäre.
“Ich kann Band X nicht sehen. Warum spielt Band Y nicht?” Für Fans ist das sicherlich ärgerlich. Aber es ist und bleibt nunmal ein Festival, an dem mehr als nur die eigene Lieblingsband auftritt. Zwar konnten einige Bands noch auf den Sonntag verlegt werden, aber eben nicht alle. Manche Bands kommen aus dem Ausland und haben feste Rückflüge gebucht, andere haben vielleicht noch woanders Verpflichtungen und Auftritte.
Im Großen und Ganzen hat der Veranstalter wohl das Möglichste getan und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Mit zwei Ausnahmen: Dass Wesselsky aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten konnte, wurde nicht kommuniziert, bis plötzlich The Other auf der Bühne standen. Warum man noch eine Ersatzband dazuholt, während andere geplante Bands wegen des Wetters ausfallen mussten, ist unverständlich. Während die Lesungen zugunsten der Bands in diesem Jahr ausgefallen sind, fand der Tod – Death Comedy am Sonntag wie geplant in der Arena statt. In dieser Stunde hätte man noch gut zwei Bands unterbringen können. Immerhin die Fans von [X]-RX und DAF können zufrieden sein. Diese konnten am Samstag noch im Programm untergebracht werden und wurden rechtzeitig von Mark Benecke oder Oliver Klein auf der Bühne angekündigt.
Dass zwischen 10:30 und 18:00 Uhr keine Meldung mehr auf Facebook, Twitter oder der Festivalhomepage erschien, störte viele Besucher, die sich nicht auf dem Laufenden gehalten fühlten. Vielleicht hätte man auf einer Subdomain einen kleinen Blog verstecken und für den Notfall online schalten können, samt Cross-Posting auf Facebook und Twitter. Ich stehe für das Einrichten gerne zur Verfügung. Eine SmartPhone App wäre auch eine gute Idee, nur die stampft man nicht mal eben so aus dem Boden. Das lässt man entweder einen Externen machen, was jedoch teuer ist, oder man hat Jemanden, der so etwas programmieren kann. In ein bis zwei Jahren könnte ich das vielleicht mal versuchen. Ich bin gerade dabei es zu lernen.
Mittlerweile hat sich der Veranstalter der Kritik aber angenommen:
+++ NACHWORT ZUM AMPHI FESTIVAL 2015 +++(English version below)Liebe Amphi Fans, gut zwei Wochen ist es nun her,…
Posted by Amphi Festival on Mittwoch, 12. August 2015
Beim Beurteilen des diesjährigen Festivals sollte man immer berücksichtigen, dass es eine absolute Ausnahmesituation war und dass man diesen einen Tag nicht stellvertretend für das ganze Festival oder die neue Location heranziehen kann. Dementsprechend kam am Samstag natürlich wenig bis gar keine richtige Festivalstimmung auf. Man war in der Lanxess Arena “gefangen” und lief nur im Kreis herum. Auch das kulinarische Angebot und die Shopping-Stände hielten sich in Grenzen, da die meisten Angebote auf dem Außengelände aufgebaut waren.
Die Bands, die Samstags in der Arena planmäßig auftreten durften, konnten sich aufgrund des Wetters über besonders großen Publikumszulauf freuen. So war die Arena beispielsweise bereits bei dem offiziellen Eröffnungsact Schöngeist gut gefüllt. Auch Bands wie Chrom, Rabia Sorda und The Other konnten von der Wetterlage profitieren. Highlights des ersten Tages waren The Crüxshadows, die ihre Setlist mit einigen Klassikern aufpeppten und And One. Nachdem sie bereits am Freitag auf dem Schiff gespielt hatten, stellten sie nun einen gelungenen Abschluss des Tages dar. Am Abend konnte dann immerhin die Arena Stage ihr volles Potenzial zeigen. Bei Bands mit ensprechend großem Publikum wie Front 242 und And One kommen ohne Zweifel eine sehr schöne Atmosphäre und eine tolle Stimmung auf. Besonders auch weil man die Wahl hat, entweder im Innenraum zu tanzen oder die Konzerte entspannt von den Rängen aus zu genießen.
Die ganzen Hoffnungen, vielleicht doch noch richtiges Festivalfeeling aufkommen zu lassen, ruhten damit auf den Sonntag, für den eine geänderte Running Order immerhin schon am Samstagabend veröffentlicht wurde. Bands wie The Creepshow, Inkubus Sukkubus, Diorama und [:SITD:] konnten dann einen Tag später auftreten, so das eigentlich gar nicht so viel ausgefallen ist.
Diorama zogen trotz ihrer frühen Spielzeit bereits ein beachtliches Publikum zur Green Stage und The Creepshow boten auf der Orbit Stage eine etwas Amphi-untypische Show. Der rotzige Rockabilly Sound der Kanadier lud zum tanzen und feiern ein. In der Arena fieberten viele dem Auftritt von Das Ich entgegen, da diese sich krankheitsbedingt in den letzten Jahren sehr rar machen mussten und bei Ihrem Auftritt mit der Gastsängerin Marianne Iser (Schneewittchen). Währenddessen boten Zeraphine, Welle:Erdball, Samsas Traum und Diary of Dreams ein sehr abwechslungsreiches Programm draußen auf der Greenstage. Von solidem Gothic Rock über elektronische Klänge mit imposanter Bühnenshow war hier für Jeden etwas dabei. Vor dem eigentlich Highlight des Abends spielen The Mission schon ein hervorragendes Konzert in der Arena, besonders in Anbetracht das Sänger Wayne Hussey gesundheitlich und damit auch stimmlich angeschlagen. Aus diesem Grund hatte er jeweils einen Sänger und eine Sängerin als Verstärkung mit auf der Bühne.Für einen fulminanten Festivalabschluss sorgten schließlich VNV Nation, die vor allen Dingen mit ihrem Song Nova einer prall gefüllten Lanxess Arena eine Gänsehaut sondergleichen bescherten. So schaffte es der zweite Festivaltag doch noch, viele Besucher für den etwas unglücklichen Samstag zu entschädigen.
Weitere Fotos in Galerie, kommen noch welche hinzu!
(von Joscha und FailingBreath)