Es war ein sehr langer Abend, der 26.12.2014 im Musikzentrum in Hannover auf dem Dark X-Mas Festival und ein sehr abwechslungsreicher dazu …
Zuerst war es aber ein kalter Abend. Der Einlass war eigentlich mit 18 Uhr angegeben, verzögerte sich dann aber um rund 40 Minuten. Da blieb nur warten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, wenigstens gab es draußen Bratwürste, Pommes und Glühwein, so konnte man sich von innen wärmen.
Während man draußen vor der Tür wartet und dem Soundcheck zuhörte, wurde aber schon offensichtlich das es nicht besonders voll werden würde. Ich selbst hatte mir kein Ticket im Vorverkauf gekauft, sondern eines an der Abendkasse, an der es noch genug für faire 30€ zu kaufen gab.
Gegen 19 Uhr eröffneten dann „Desastroes“ aus Nienburg das Dark X-Mas Festival 2014. Kannte die Band, die ihre Musik selbst als Electronic Gothic-Pop bezeichnen, vorher noch gar nicht. Die Selbstbeschreibung des Stiles trifft es eigentlich ganz gut, wenn es auch schon etwas druckvollerer Pop ist, mit Texten auf deutsch. Nichts was mich unbedingt vom Hocker reisst, was man sich aber mal anhören kann.
Interessanter fand ich da schon „In Good Faith“, die der zweite Act an dem Abend waren. Musikalisch geht die Band aus Salzgitter in einer ähnliche Richtung, wie zuvor schon „Desastroes“, aber die Musik ist abwechslungsreicher und interessanter und dazu haben „In Good Faith“ einen sehr guten Sänger, der eine tolle stimmliche Präsenz hat. Diese tiefe kraftvolle Stimme merkt man sich. Hört man hoffentlich in Zukunft noch mehr von.
Weiter ging es von „Oberer Totpunkt“ aus Hamburg. Die Minimal-Electro Musik kommt live sehr gut rüber und zeigt die Qualität der Musiker, während Bettina Bormann ihre Texte rezitiert. Das Ganze vereint sich zu einer ziemlich energiegeladene Mischung.
Eine solche Mischung bieten erwartungsgemäß auch „Grausame Töchter“, natürlich zusammen mit ordentlich Show auf der Bühne. Aufgrund des Auftritts mit nackter Haut und BDSM-Elementen, war das Dark X-Mas Festival erst ab 18 Jahren zu besuchen. Mir persönlich hatten Musik und die Choreographie ohne Holzkreuze und nackter Haut auch gereicht. Trotzdem sehens- und hörenswert.
Sowohl „Grausame Töchter“ als auch „Oberer Totpunkt“ zeigen live was für gute Künstler und Musiker bei beiden Bands dabei sind.
Nach dem lauten Auftritt von Grausame Töchter, wurden erstmal etwas ruhigere und rockigere Töne angeschlagen. Angekündigt als Hausband betraten „Die Schatten Des Dorian Gray“ die Bühne. Dabei handelt es sich um die Band des Veranstalters des Festivals und dem DJ Surfin William, der die Gitarre spielte. Die weiteren Bandmitglieder sind Floyd am Bass und Coalla als Sängerin, komplettiert werden sie von einem Drumcomputer auf einem Unterleib, genannt: Drumina. Der Name „Die Schatten Dorian Gray“ bezieht sich auf die Romanfigur von Oscar Wild. Interessant ist die Mischung aus einem Post-Punk ähnlichen Sound mit deutschen Texten. Auch wenn es sich Live nicht immer perfekt anhörte, gefiel es mir beim erneuten anhören der Songs auf ihrer Bandcamp-Seite umso besser, dort können die bisher veröffentlichten Songs auch kostenfrei heruntergeladen werden: www.die-schatten-des-dorian-gray.bandcamp.com
Aber um Perfektion geht es bei der Band auch nicht, sondern nur um den Spaß an der Musik. War auf jeden Fall eine weitere kleine Neuentdeckung für mich an diesem Abend und eine interessante Abwechslung an dem bislang recht elektronischen Abend.
Elektronisch ging es aber dann weiter auf dem Dark X-Mas Festival 2014. Es war schon ca. 1 Uhr nachts, als mit „Armageddon Dildos“ eine der Underground-EBM-Bands überhaupt auf die Bühne kamen. Auch wenn das Musikzentrum zu der späten Stunde schon deutlich leerer geworden ist, versuchte Sänger Uwe Kanka alles um für Stimmung zu sorgen. Immer wieder kam er von der Bühne herunter, animierte die Besucher zum tanzen und nahm sie in den Arm und ließ sie auch mal ins Mikrofon rufen. Während des Konzerts nannte er das Publikum zurückhaltend, was durchaus treffend war, denn Applaus bekamen sie ja, nur gab es eben kein ausgelassenes rumgestampfe. War ein recht amüsanter Auftritt mit richtig gutem Old-School-EBM.
Gegen 2:15 Uhr kam es dann zum Höhepunkt des Abends und alle die bis dahin das Musikzentrum verlassen hatten, haben was verpasst mit dem Auftritt von „Clan of Xymox“. Die niederländische Kult-Darkwave Band ist immer einen Besuch wert und erst recht auf einer kleineren Veranstaltung. Denn näher wird man an Ronny Moorings und Co. kaum herankommen. Dazu passt auch die Musik einfach perfekt in eher kleinere Clubs.
Es war ein toller Abschluß für ein zwar sehr langes auch sehr interessantes Dark X-Mas Festival. Festivals wie dieses sind musikalisch interessante weil man dort Bands sieht, die man vielleicht noch nie gesehen oder gehört hat und entdeckt so für sich immer wieder etwas Neues. Es war eigentlich schade das es nicht so richtig gut besucht war. Ich hoffe das das Festival auch im nächsten Jahr wieder stattfinden wird und freue mich schon darauf und dann will ich da auch ein paar mal Leser sehen.
P.S.: Da ich rein privat auf dem Festival, hatte ich meine DSLR Kamera nicht mit, deswegen nur Instagram Fotos von meinem Instagram-Account.
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